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Allgemeines
In Deutschland wird in den letzten Jahren vor allem von Seiten der Politik verbreitet, es würde zu viel operiert. Im Focus dieser Informationen ist der Hüftgelenkersatz. Das ist nachvollziehbar, da der Hüftgelenkersatz ein häufig durchgeführter und teurer Eingriff ist. Andererseits ist es ein Eingriff, der nicht das Leben kostet, wenn man ihn nicht durchführt. Kein Mensch würde an der Notwendigkeit einer Tumorentfernung zweifeln. Wenn ich als politischer Entscheidungsträger in Zeiten knapper werdender finanzieller Ressourcen also Geld einsparen will, muss ich dies bei Operationen wie dem Gelenkersatz tun. Nach einer Studie, die 2014 im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde, ist der Fallzahlanstieg der Hüfttotalendoprothesenoperationen aber auf hohem Niveau demographiebedingt. D.h., die alternde Bevölkerung benötigt natürlich auch häufiger operative Behandlungen von Erkrankungen, die typischerweise in höherem Alter auftreten. (Wengler A, Nimptsch U, Mansky T: Hip and knee replacement in Germany and the USA – analysis of individual inpatient data from German and US hospitals for the years 2005 to 2011. Dtsch Ärztebl Int 2014; 111: 407-16) Die Summe, die in Deutschland für die Implantation eines Kunstgelenkes bezahlt wird, ist im Vergleich zu anderen Industrienationen stellenweise um den Faktor 10 niedriger und für den Hüftgelenkersatz gerade in den letzten Jahren nochmal um jährlich ca 5% gekürzt worden. Wie wollen die Kliniken bei diesem finanziellen Druck die hohe Qualität des Gelenkersatzes, wie wir ihn in Deutschland anbieten, halten?
Leider führt die Politik der gezielten Desinformation zu einer starken Verunsicherung in der Bevölkerung. Die Folge ist, dass Betroffene sich oft viel zu spät zu einem Gelenkersatz entschließen und dadurch sowohl Jahre mit eingeschränkter Lebensqualität durchlitten werden müssen, oft aber auch die anatomischen Voraussetzungen für einen Gelenkersatz mit einfachen Standardmethoden schlechter werden und die Notwendigkeit aufwendiger rekonstruktiver OP-Techniken resultiert.
Aus Sicht des Operateurs handelt es sich beim Gelenkersatz nie um einen Eingriff, den man leichtfertig indiziert und Patienten womöglich zu einer OP drängt, die noch gar nicht notwendig ist. Die Begründung ist einfach. Kein Patient der Welt wird sich zu einem so großen Eingriff überreden lassen, wenn der Leidensdruck nicht vorhanden ist. Ich sage meinen Patienten, dass nicht der Operateur, nicht das Röntgenbild, auch nicht der Wunsch des Patienten selbst den OP-Termin bestimmen, sondern einzig und allein das betroffene Gelenk. Dann, wenn die Lebensqualität leidet und alle sinnvollen und notwendigen Maßnahmen nicht mehr erfolgreich sind, ohne Operation die Beschwerden zu lindern, die die Gelenkarthrose verursacht, ist der richtige Zeitpunkt für den Gelenkersatz. Man würde es als Leidensdruck bezeichnen, was den Betroffenen zur OP-Entscheidung drängt.
A propos Röntgenbild. Gerade bei den Gelenkersatzoperationen lässt sich die Indikation für den Gelenkersatz, die fortgeschrittene Arthrose des betroffenen Gelenkes, mittels Röntgenbild nachvollziehbar und für alle Zeit überprüfbar dokumentieren. Der Vorwurf, die Ärzte würden aus Geldgier Patientinnen und Patienten zu solch schwerwiegenden Operationen drängen ist allein deshalb völlig haltlos.

Arthrose
Die Arthrose repräsentiert eine Gruppe von sich überlappenden Krankheitsprozessen, die möglicherweise unterschiedliche Ursachen, aber ähnliche biologische, morphologische und klinische Abläufe aufweisen. Die Erkrankung betrifft nicht nur den Gelenkknorpel, sondern das gesamte Gelenk, einschließlich knorpelangrenzenden Knochen, Bandstrukturen, Kapsel, Synovialis (Gelenkschleimhaut) und der gelenkumfassenden Muskulatur. Zunehmend werden entzündliche Prozesse als wichtige Auslöser für die komplexen Veränderungen auf Knorpel, Knochen und Synovialis genannt. (Berenbaum F. Osteoarthritis and Cartilage – 2013; Imhof H. et al.: Der Radiologe - 2009).
Neben den primären Arthroseursachen gewinnen sekundäre Arthroseursachen, nämlich die Gelenkzerstörung auf Basis äußerer Ursachen wie Unfallfolgen, Bewegungsmangel und Übergewicht einen immer höheren Anteil der Arthrosepatienten. Im Jahr 2013 waren insgesamt 52 % der erwachsenen Bevölkerung (62 % der Männer und 43 % der Frauen) in Deutschland übergewichtig. Damit ist der Anteil Übergewichtiger im Vergleich zu 1999 (insgesamt 48 %, 56 % der Männer, 40 % der Frauen) gestiegen (Quelle: statistisches Bundesamt -Mikrozensus-Zusatzbefragung 2013).

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Hüftgelenkersatz


Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk. Es ist biomechanisch einfach aufgebaut. Herausforderungen beim Gelenkersatz sind daher weniger die Implantatwahl, als eher der Zugangsweg zum Gelenk. Seit 2010 verwende ich den anterolateralen, wenig invasiven Zugang, der bereits eine gute Weichteilschonung gewährleistet. 2015 habe ich das Portfolio noch durch den vorderen sog. AMIS – Zugang (Anterior Minimal Invasive Surgery) ergänzt.
Beide Zugänge haben gemeinsam, dass sie natürlich vorhandene, anatomische Muskellücken verwenden, um den Weg zum Hüftgelenk zu präparieren und v.a. den M. gluteus medius nicht durchtrennen zu müssen. Die Patienten, die mit diesen Techniken operiert werden, gewinnen deutlich schneller ihre Mobilität unter Vollbelastung zurück. Der postoperative Schmerzmittelbedarf ist erheblich geringer. 

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Kniegelenkersatz

Beim Kniegelenkersatz werden die betroffenen Gelenkflächen des Oberschenkelknochens und des Schienbeines mit einer neuen Gelenkfläche überkront. In einem Großteil der Fälle kommt ein sog. Oberflächenersatz zum Einsatz. Hierbei bleiben die eigenen Bandstrukturen erhalten. Die Endoprothese besteht aus unterschiedlichen Komponenten, die in ihrer Form der gesunden Oberfläche des jeweiligen Knochens nachempfunden sind. Entscheidend für die gute Funktion eines künstlichen Gelenkes ist die anatomisch korrekte Positionierung der einzelnen Komponenten. Hierfür setze ich für den primären Kniegelenkersatz gerne auf den Patienten individuelle angefertigte Sägeschablonen ein. 

Die MyKnee-Technologie der Firma Medacta beruht auf einer OP-Planung, die auf Basis eines 3-dimensionalen Modells des betroffenen Gelenkes erstellt wird. Diese Planung wird mit einem 3D-Drucker auf eine Sägeschablone übertragen, die dann intraoperativ eine präzise Vorbereitung des Knochens auf den Einsatz des künstlichen Gelenkes erlaubt. Zahlreiche OP-Schritte, von der Größenbestimmung des Implantates bis zum Aufsuchen der anatomischen Landmarken werden dadurch bereits vor dem eigentlichen Eingriff erledigt. Neben der hohen Präzision der Implantatlage verkürzt diese Technik erheblich die OP-Zeit mit den daraus resultierenden Vorteilen für den Patienten.

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Endoprothesenzentrum
In Deutschland haben sich flächendeckend EPZ etabliert. Als solches Zentrum verpflichtet man sich zur Einhaltung hoher Qualitätsstandards, die jährlich im Rahmen externer Audits überprüft werden. Darüber hinaus gelten für jeden sog. Hauptoperateur eines EPZ Mindestmengenanforderungen, die ebenfalls jährlich erbracht werden müssen. Dies bietet für den Patienten ein hohes Maß an Routine und somit Sicherheit, sich in einem zum EPZ zertifizierten Klinikum operieren zu lassen. Unsere Praxis ist in Kooperation mit der BDH-Klinik Waldirch als EPZ zertifiziert.

Kooperationskliniken
Die Gelenkersatz-Operationen an Hüfte und Knie führt Dr. Kretschmann im Bruder-Klaus-Krankenhaus Waldkirch und im Kreiskrankenhaus Lörrach als externer Kooperationsarzt durch.